7. Oktober, 6:11, 43°2’52,6″N 16°47’12,1″O
als wir die Enge durchfahren haben und in die große, zum Nordwesten offene Bucht zwischen Korcula und Hvar gelangen, baut sich schnell eine ziemlich kräftige Welle auf, und obwohl die Quetzal mit 68PS durchaus großzügig motorisiert ist, verlieren wir massiv an Fahrt und Flo macht mich darauf aufmerksam, dass die Maschine merkwürdig klingt, knurrig, unregelmäßig.
Der Wind war nun fast gegenan, leicht von Backbord und auf der Steuerbordseite war die Küste relativ nah, ein Motorausfall hier, am frühen Morgen und mit kräftiger Welle, wäre wenig erfreulich.
Unsere Fahrt ist zuweilen unter 2kt gefallen, von 6,5kt, die wir zuvor in ruhigem Wasser erreicht hatten. Ich habe beschlossen, Pascal zu wecken, damit er sich das ansehen kann. Er kennt schließlich sein Boot. Ich bin mir bis jetzt nicht sicher, ob wir uns irgendetwas in die Schraube gefahren haben (Seegras oder vielleicht sogar ein Stück eines Netzes) oder ob es einfach die Kombination von Wind und Welle war, die uns so verlangsamt hat, Pascal hat die Schraube kurz achteraus drehen lassen und dann wieder voraus, um ggf. Fasern zu lösen, danach sind wir weiter gefahren. Hat es etwas gebracht? Das ist nicht klar.

Ein seltsamer Effekt an dieser Stelle: wann immer die Geschwindigkeit unter einen gewissen Wert gefallen ist (irgendwas unter 2kt) hat das Tablett, das wir zur Navigation genutzt haben als Groundspeed 183,6kt dargestellt und wenn ich jetzt auf den vom Plotter aufgezeichneten Track sehe, dann sehe ich dort als Geschwindigkeit „infinite“ – die Geräte sind scheinbar mathematisch herausgefordert.

7. Oktober, 7:09, 43°2’37″N 18°53’12,2″O
Um das Kap von Loviste herum, konnten wir wieder Segel setzen und nach Osten ablaufen, das war einer der angenehmsten Segelabschnitte der ganzen Reise und die ganze Crew fühlte sich wohl. Zum Frühstück gab’s Rührei und Kaffee, und wir fühlten uns, als seien wir fast schon am Ziel.
7. Oktober, 8:46, 43°7’20,8″N 17°12’0,8″O
wir umrunden Kap Sucuraj mit seinem hübschen kleinen Leuchtturm und kommen wieder in den Gegenwind, der um die Landspitze herum pfeift. Aber zuvor bekommen wir noch einen schönen Blick auf den kleinen Leuchtturm der Inselspitze, der im frühen Morgenlicht liegt.

Die nächsten vier Stunden waren nervig, wir mussten kreuzen und weil in der Bucht zwischen Hvar und Brac stand eine unangenehme Welle in der wir uns sofort festgestampft haben, wenn wir gegen sie angelaufen sind. Trotz Groß- und Vorsegel und mitlaufender Maschine kamen wir maximal auf 6kt Fahrt. Wir haben versucht, dicht unter der Küste zu bleiben, die Buchten auszufahren hat sich als hilfreich erwiesen und so haben wir uns langsam in die letzte Bucht des Törns vorgearbeitet.

7. Oktober, 13:10, 43.35210 16.86620
Endlich um Brac herum kommen wir in das vielleicht merkwürdigste Windfeld der ganzen Reise. In der letzen Bucht schien der Wind aus Nordwest zu kommen, jetzt schien es eher Nord. Oder Nordwest. Oder West. Die doppelte Wende auf dem Bild unten war auf allen Schenkeln hart am Wind – der drehte nur zwischendurch massiv. Aber nicht nur die Windrichtung war unstet, auch die Windstärke … interessant. In einem Moment wehte der Wind mit 25-30kt, im nächsten Moment flatterten die Segel schlaff in einer leichten Brise. Es war wirklich schwierig, hier nur unter Segeln zu fahren, aber es hat gleichzeitig auch jede Menge Spaß gemacht, denn es war gar nicht so einfach, Quetzal auf Kurs und am Wind zu halten. Immer wieder kleine (oder auch größere) Korrekturen, mal war das leeseitige Laufdeck im Wasser, mal liefen wir auf ebenem Kiel. Aber ich glaube, wir waren flotter unterwegs als die beiden Charterschiffe, die vor uns waren.

7. Oktober, 15:00 43°23’14,9″N 16°38’2,2″O
Wir müssen in Split noch einklarieren und es ist noch nicht ganz klar, wie ich nach Hause reisen werde. Die Fähre von Split nach Ancona fährt alle zwei Tage, heute (am Dienstag) würde sie um 20:00 Uhr ablegen, am Mittwoch gibt es keine Verbindung. Noch spiele ich mit dem Gedanken, die Fähre heute zu nehmen, also starten wir die Maschine und nehmen direkten Kurs auf Split. Ich packe schonmal meine Klamotten und bereite mich darauf vor, ggf. schnell das Boot zu verlassen. Allerdings gefällt der Gedanke mir nicht wirklch.
7. Oktober, 16:51, ACI Marina in Split
wir erreichen die Marina in Split und machen an dem uns zugewiesenen Platz fest. Med Mooring, also mit dem Heck zum Steg und Mooring Leinen am Bug ist für mich neu, aber wir bekommen es relativ schnell hin.
Was nicht ganz so schnell klappt sind die Formalitäten. Der Marienero möchte ein Carnet von uns haben – das wir aber nicht haben, weil wir ja nicht in Dubrovnik waren (was weisen eigentlich Boote vor, die die EU nicht verlassen haben?). Er erklärt uns, wir müssen zur Polizei, dann telefoniert er kurz und kommt sichtbar erstaunt zu uns zurück und erklärt uns er wisse zwar nicht warum, aber die Polizei käme zu uns.
Kurz darauf kamen zwei freundliche Polizisten an Bord, die unsere Papiere sehen wollten, sich die Geschichte der nächlichen Kontrolle anhörten, uns fragten, ob das Kollege soundso gewesen sei und mit ihrem Vorgesetzten telefonierten, um zu klären, ob wir nun eine Strafe zu zahlen hätten (das scheint normales Vorgehen zu sein).
Am Schluss wurde entschieden: wir müssen auf die andere Seite des Hafens und uns dort bei Zoll und Hafenmeisterei anmelden. Ja es muss persönlich sein und nein, das Boot können wir nicht hier lassen.
Also haben wir wieder abgelegt und sind auf die andere Seite des Hafens gefahren, wo wir zwischen zwei großen Fähren (die eine diejenige, die in zwei Stunden Richtung Ancona auslaufen würde) an großen Atlantikfendern (große Hartgummirollen, die horizontal von der Pier hängen, ca. 2m lang und 80cm im Durchmesser. Geeignet für die großen Fähren, aber nicht für ein doch relativ kleines Segelboot) festmachten.
Ich weiß nicht wie viel später, aber nach einiger Zeit kam eine Abteilung des Zolls vorbei, die sich das Boot kurz von innen angesehen haben und dann zufrieden von Bord gingen. Einen weiteren Verwaltungsakt beim Hafenmeister später waren wir frei, wieder zurück zu unserem Liegeplatz zu fahren und die Reise dort zu beenden.
