Antares

This is recreational sailing, we're not here to suffer

Es ist vollbracht

am 26.4. habe ich den ersten Beitrag zu meinen Arbeiten am Unterwasserschiff gepostet. Da hatte ich, zusammen mit Paul, schon einen guten Teil des alten Antifoulings abgekratzt und, nach anfänglichem „nein, das kann nicht sein“ gestehen müssen, dass es tatsächlich Osmoseblasen waren, die uns darunter angrinsten. Angefangen hatte ich mit der Arbeit am 24. April. Am Freitag den neunten Juni war es jetzt soweit: Alle Arbeiten waren abgeschlossen und Antares konnte zurück in Ihr Element.

Aber es war eine absolute Punktlandung. Am Donnerstag Abend hatte ich noch bis in die Dämmerung hinein den Wasserpass aufgemalt, diesen Streifen, der inetwa die Wasserlinie markiert und dessen leicht zu reinigende Farbe zumindest früher dazu diente, den unvermeidlich vom Wasser angespülten Schmutz leicht entfernen zu können.
Ursprünglich hatte ich mir überlegt, den Wasserpass grün zu gestalten, denn mein Abklebeband war grün, und ich fand, dass diese Farbe einen schönen Kontrast zu den anderen Farbtönen des Bootes bietet, aber zu kaufen gibt es Wasserpassfarbe leider nur in den Farben Rot, Weiß und Schwarz. Also weiß, obwohl schwarz wohl weniger schmutzig aussehen würde.
Also habe ich die Wasserlinie noch einmal von vorne bis hinten abgeklebt und zwei Lagen der Wasserpassfarbe aufgetragen, was zum Glück recht schnell ging (also etwa zwei Stunden)

Im vergangenen Jahr stand ich bei Marinetechnik Törper, einem Laden, den ich nach anfänglichem Zögen heute gerne besuche, weil man kompetent beraten wird, alles Relevante am Lager ist und die Preise sehr ok sind (zum Teil deutlich günstiger als im Versandhandel). 
Allerdings, und das begründet mein ursprüngliches Zögern, finden sich viele online Bewertungen, die den Menschen bei Törper, um es vorsichtig auszudrücken, eine gewisse Sprödheit im Umgang mit den Kunden attestieren. 
Im vergangenen Jahr also war ich dort und suchte Farbe, ich glaube, damals war es noch das klassische weiche Antifouling. Und wie ich so, zusammen mit der Chefin, durch die Regale sehe, fällt mein Blick auf die Dose im Artikelbild. Als "compulsive reader", sprich: jemand, der geradezu zwanghaft alles liest, was ihm in den Blick gerät, lese ich die Aufschrift. Aber als jemand, der nach der "Ganzheitsmethode" lesen gelernt hat, sind Worte, die mir nicht im Alltag geläufig sind manchmal verwirrends. In diesem Fall hat sich in meinem Kopf ein "s" in die "Wasserpassfarbe" gemogelt und so wurde sie zur "Wasserspassfarbe" - ich fragte amüsiert die Herrin des Ladens was denn bitte Wasserspassfarbe sei und hatte dabei Bilder von fröhlichen Kindern auf Wasserspielzeugen im Kopf. Ich will mal so sagen: Ihr Blick auf meine Frage war sehr kühl und sie fand wohl keine Worte, mir zu antworten :D

Am Freitagmorgen nun stand der Krantermin an. Ich musste „noch schnell“ die Opferanode am Kiel anbringen und das Abklebeband am Wasserpass entfernen. Bei letzterem wurde klar, dass die Farbe noch nicht ganz ausgehärtet war. Das bedeutet, dass die Schlingen, in denen das Boot am Kran hängen würde sich zumindest in die Farbe eindrücken, vielleicht auch sie ein bisschen verschmieren würde, aber das konnte ich nun nicht mehr ändern. Der Hafenmeister wartete schon mit seinem kleinen Deutz Traktor, der das Boot vom Abstellplatz zum Kran ziehen würde. Dieser Traktor ist eine ganz eigene Geschichte wert, denn er ist fast 70 Jahre alt und verrichtet seine Dienste immer noch ohne Klagen.

Das System der Lagerböcke ist ziemlich praktisch: Die Boote stehen auf einem Stahlgestell, das vier Aufnahmepunkte hat. Unter diese wird ein Wagen geschoben, der das ganze Paket an diesen vier Stellen hydraulisch anheben kann.

Wenn ich es richtig sehe, dann ist der Schlepper ein Deutz F1L 514/51. Der Einzylinder Diesel hat immerhin 1330 Kubikzentimeter Hubraum und leistet ganze 15PS .

Wenn es darum ging, das Boot auf dem Wagen um einen engen Bogen zu schieben hatte ich jedes Mal sorge, die filigranen Vorderräder könnten Schaden nehmen.

Deutz F1L 514/51, Quelle: tractorbook.de
Google Photo
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Es ging es also die kurze Strecke herunter zum Kran, wo das Boot in Position geschoben werden musste. Dann kamen die Gurte unter dem Rumpf durch, der Kran hob die Traverse über das Boot und wir konnten die Gurte einhängen. Das Boot aus dem Bock zu heben ist immer ein spannender Moment, weil es nicht zu weit nach vorne oder hinten oder nach einer der Seiten schwingen sollte. Wir hatten Antares wohl ein bisschen zu weit nach hinten geschoben, so dass sie einen guten halben Meter nach vorne kam, aber zum Glück war genug Platz und sie ist nirgendwo angeschlagen. Vor allem die Stützen haben, je nachdem in welche Richtung sie gedreht sind, hässlich scharfe Stahlkanten, aber die waren weit weg von allem GFK.

Antares hängt in den Gurten und schwebt vom Bock in’s Wasser

Um 10 war alles geschafft, Antares schwamm und blieb innen auch trocken. Dann galt es noch kurz die Rechnung zu bezahlen (ich mag kaum darüber sprechen, dass die zwei Wochen inklusive ein- und auskranen hier billiger waren als anderthalb mal kranen auf der anderen Seite) und ich konnte los.

Ich habe mich direkt unter den Mastkran gelegt, den Masten, den ich schon ein Stück weit vorbereitet hatte geholt und musste dann noch ein Kabel einziehen, die Wanten und Stagen anschlagen, die Falle und Signalleinen sortieren, ein paar Stellen mit Teflonspray einsprühen und – dann kam der Wind auf. Nordwind ist, um den Mast zu stellen, so ziemlich der schlechtest mögliche Begleiter, denn dann muss man den Masten gegen den Wind über das Schiff ziehen, mit einem Kran, der leider ziemlich rudimentär ist. Aber am Ende haben wir es zu drit hinbekommen und der Mast stand sicher. Am Abend des Freitag haben wir dann noch die Segel angeschlagen, und damit ist Antares technisch bereit für die Saison.

Ich sage technisch, weil sie im Inneren noch ziemlich unaufgeräumt ist, und ich so nicht wirklich segeln will, weil dann so viel Zeug herum fällt. Am Samstag wehte der Wind sowieso mit fünf bis sieben Windstärken von ostnordost, also aus der Richtung, in die ich muss und die maximale ost-west Ausdehnung der Ostsee entlang in einer Stärke, die sowieso schon unangenehm ist. Da im zweiten Reff gegen Wind und Welle anzukreuzen ist eben so unkomfortabel wie unnötig, also habe ich erstmal das Boot ausgeräumt und versucht, das, was an Bord bleibt von Abfall und Dingen, die nach Hause kommen zu trennen.

Sonntag habe ich dann noch den Rest der Elektrik im Masten angeklemmt (Antennen, Top- und Ankerlicht) und – eigentlich nur die Tatsache genossen, dass das Boot wieder im Wasser ist. Zum Segeln bin ich noch nicht gekommen, aber heute abend, denke ich, überführe ich das Boot in den Passathafen in Travemünde.

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