Antares

This is recreational sailing, we're not here to suffer

Ich bin wieder hier, in meinem Revier

ok, noch nicht so ganz, im Moment liegt die Antares noch in der Marina am Stau, aber immerhin ist sie wieder im Wasser. Gefühlt war der Winter länger als im vergangenen Jahr, Antares ist aber fast sechs Wochen früher im Wasser als 2023 – denn da hatte ich ja noch das ganze Unterwasserschiff vor mir.

Diese Arbeiten haben sich allerdings vollkommen ausgezahlt. Als Das Boot im November aus dem Waser kam, war kaum Bewuchs am Rumpf. Ein paar Stellen, an Kanten und in Ecken, an denen ich das CopperCoat nicht gut anschleifen konnte hatten Seepocken, aber alle großen Flächen waren komplett sauber und brauchten deshalb dieses Jahr auch keine weitere Behandlung. Worum ich mich kümmern musste waren allerdings alle Borddurchlässe. Egal ob Kühlwassereinlass, Speigatten oder Abwasserdurchlässe und leider auch der Sensor des Fahrtmessers waren voller Seepocken und Muscheln. Da musste also eine andere Lösung her. Auch der Propeller, den ich ja nur poliert hatte, war nur so halb gut. Seine Oberfläche war deutlich rauh und an den Rändern hatten schon Pocken Fuß gefasst (obwohl es bei Seepocken eigentlich „Kopf gefasst“ heißen müsste, was für ein erstaunlicher Lebensentwurf).

das Unterwasserschiff – bis auf ein paar Stellen ganz ohne Bewuchs. Die Arbeit im vergangenen Jahr hatte sich also gelohnt.

All diese Stellen habe ich in diesem Jahr mit einem Sprüh Antifouling behandelt, ein bisschen Gift ist also doch wieder dran, aber ich denke doch bei weitem weniger als es mit „normalem“ weich Antifouling der Fall gewesen wäre. Nach einer Saison ist das CopperCoat aber genau das, was ich mir erwartet hatte: ein Unterwasseranstrich, der keine Aufmerksamkeit braucht.

Die Opferanode am Kiel am Ende der Saison 2022

Was mich auch sehr gefreut hat ist, dass meine Kiel-Sanierung offenbar erfolgreich war. War am Ende der vorletzten Saison die Opferanode am Kiel nach ein paar Monaten noch komplett weg, sah sie diesmal fast wie neu aus. Ein paar Kilo Spachtelmasse und Grundierung plus Coppercoat isolieren den Kiel also offenbar hinreichend vom Seewasser außenrum und ich hoffe, dass ich auch da noch einige Jahre Ruhe haben werde.

So richtig viel dringendes war also in diesem Winter nicht zu tun, und so habe ich ein paar nicht so dringende Dinge erledigt. Die größte Veränderung ist die neue Stromversorgung, die jetzt zwischen Hausstrom und Motorstrom trennt, das heißt, dass alle Verbraucher die nicht der Anlasser des Diesels sind aus einer 280Ah LiFePO4 Batterie gespeist werden. Diese ist, um die Massenverteilung des Bootes etwas zu verbessern, vorne unter der V-Koje verbaut, wozu ich dort eine Trägerplatte aus Sperrholz einlaminiert habe. Weil ich mit dieser Batterie jetzt auch wirklich viel Kapazität zur Verfügung habe, kam gleich auch noch ein 2kW Wechselrichter in’s Boot, und in den nächsten Tagen wird der über eine Vorrangschaltung so eingebunden, dass er die sowieso schon für den Landstrom vorhandenen Steckdosen bedienen kann. Aktuell wird diese Batterie ausschließlich über die vorhandenen 300W Solarzellen geladen, was bisher auch ausgereicht hat. Wie sich das in Zukunft darstellt, wird sich zeigen müssen, denn natürlich werden jetzt auch ein paar Elektrogeräte mehr ihren Weg an Bord finden – unter anderem ein vernünftiger Kühlschrank.

Die Batterie hat drei einzeln abgesicherte Verbindungen: einmal ein 35mm² Kabel, das von der Batterie nach achtern zur bestehenden Bootsinstallation führt. Dieses ist auf beiden Seiten mit 100A abgesichert, denn es wird auch in beide Richtungen genutzt: einerseits werden alle 12V Verbraucher auf diesem Weg versorgt, andererseits wird die Batterie darüber geladen. Das Kabel ist mit dem Hauptschalter für die Hausstromversorgung verbunden.

Die zweite Verbindung ist ein 70mm² Kabel, dass direkt von der Batterie zum Wechselrichter geht, der vorne im ehemaligen Schrank, also zwischen V-Koje und Salon, verbaut ist. 70mm² ist auch hier vermutlich eher überdimensioniert, aber das schadet hier sicher nicht. Hier ist eine 200A Schmelzsicherung verbaut, und dazu ein Batterie Fernschalter. Ich wollte absolut eine Möglichkeit, diesen Stromkreis gezielt abschalten zu können, da der Wechselrichter selbst nur einen Software-getriebenen Ein/Aus Schalter hat. Zuerst hatte ich ein Relais gekauft, dass über 200A schalten kann, musste aber schnell feststellen, dass das einen Haltestrom in der Größenordnung von 500-800mA braucht – fast 10W alleine für ein Relais! Viel zu viel. Was ich dann gefunden habe ist ein „normaler“ Batterieschalter, der aber einen Motorantrieb hat. Über drei Leitungen lässt er sich ein und ausschalten und liefert sogar noch eine Statusanzeige zurück. Sowohl die Bedienung für diesen Batterieschalter als auch das Bedienelement des Wechselrichters sind jetzt über der Pantry verbaut und funktionieren problemlos.

Um zwischen Landstrom und Bordtstrom umzuschalten kam ein 16A Prioritätsschalter dazu.
Neue Landstromabsicherung mit einem kombinierten 16A Sicherungsautomaten / FI

Das ganze System ist primär darauf ausgelegt, Netzunabhängig zu funktionieren, und bisher schaffen die Solarzellen es auch, die Akkus immer wieder aufzuladen. Wenn ich in einem Hafen bin, ist es aber dennoch wünschenswert, auch eine vorhandene Landstromversorgung nutzen zu können. Die alte SchuKo Einspeisung habe ich auf eine CEE Einspeisung umgebaut, und auch dahinter die Technik erneuert. Die Absicherung übernimmt jetzt ein kombinierter Sicherungsautomat / FI von Siemens statt alter 16A Schmelzsicherungen. Und um alle an Bord verbauten Steckdosen auch mit Bordstrom nutzen zu können, habe ich einen Prioritätsschalter verbaut, der, wenn das Landnetz angeschlossen ist, dieses auf die internen Steckdosen durchschaltet und ansonsten den Wechselrichter aufschaltet. So ist gewährleistet, dass die beiden Netze getrennt bleiben aber immer, wenn ich das will auch unterwegs 230V zur Verfügung stehen.

Nachdem all diese Technik eingebaut ist, hat mittlerweile auch der Komfort Einzug gehalten. Neben den annehmlichkeiten, die im letzten Jahr schon an Bord, aber nur mit Landstrom nutzbar waren (ein Induktionskochfeld, ein Wasserkocher und ein Toaster) sind jetzt ein elektrischer Michschäumer und … tadaa … eine Espressomaschine dazu gekommen. Das fühlt sich alles nach viel größerem Boot an jetzt.

Zudem habe ich mittlerweile die meisten echten Gläser vom Schiff verbannt, nachdem mir im Winter ein Weinglas zersplittert ist, und ich lange nach den Resten gesucht habe.
Stattdessen hängt jetzt an der Wand oberhalb der Pantry ein Regal, das vier Polycarbonat Wein“gläser“ aufnimmt, und diese Konstruktion hat auch schon den ersten Test bei 25° Lage bestanden. Prima.

Insgesamt wieder ein ordentliches Komfort-update, was die Antares jetzt noch etwas angenehmer macht. Dann mal auf in die neue Saison!

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