Antares

This is recreational sailing, we're not here to suffer

Ist das jetzt die Zielgerade?

Ich hatte ja das Glück, dass sich in dieser Woche, am 26.5., noch ein privat organisierter Krantermin angeboten hat, den ich gerne genommen habe. So hatte ich immerhin genug Zeit, das Boot seeklar zu machen und ohne völlig verkorkste Kompromisse in’s Wasser zu gehen – aber was dann?

Einen Schritt zurück: Am Freitag vergangener Woche wurde das Boot von einem Lagerbock der Marina auf meinen eigenen Hafentrailer umgesetzt. Auf dem Bock stand sie, damit ich den Kiel auch von unten bearbeiten konnte, sonst wäre er ja von der Sohle her einfach weiter verrostet. So habe ich den Kiel erst von unten spachteln und dann mit einer 2k Grundierung streichen können.

Aber: egal, worauf ein Boot steht, es gibt immer Punkte, die nicht zugänglich sind. Das ist im Normalfall die Kielsohle sowie die Kissen, mit denen die Stützen gegen den Rumpf dücken, weil auf dem Lagerbock die Kielsohle zugänglich sein musste, hatten wir das Boot am Rumpf unterpallt, also mit Pallhölzern aufgebockt, so dass der eigentliche Kiel frei kam. Da, wo der Rumpf auf den Pallhölzern lag, war er natürlich auch nicht erreichbar.

Seit Freitag steht die Antares nun wieder auf ihrem Hafentrailer, damit sind die Stellen, die auf dem Bock nicht erreichbar waren nun erreichbar, dafür sind andere Stellen verdeckt. Die Kielsohle stört mich hier nicht, die vier Stützen duchaus. Denn: jetzt müssen insgesamt mindestens fünf Schichten Gelshield aufgetragen werden, eine 2k Epoxi basierte Sperrschicht, die in Zukunft das Glasgewebe vor eindringendem Wasser schützen soll. Gelshield gibt es in den Farben grau und grün, die im Wechsel aufgetragen werden, damit man immer gut erkennen kann, ob die aktuelle Schicht gut deckend aufgetragen wurde. So kommt es, dass die Farbe des Unterwasserschiffes in den letzten Tagen immer wieder gewechselt hat, erst grau, dann grün, dann wieder grau, noch einmal grün und zuletzt, gestern, wieder grau. Damit wären alle fünf empfohlenen Schichten aufgetragen, wenn auch noch nicht überall, denn wie gesagt: es gibt Stellen, die unzugänglich waren und es gibt auch den Skeg, den ich ja reparieren musste.

Oh, der Skeg, darüber hatte ich ja noch nicht berichtet. Der Skeg ist der vordere, fest mit dem Boot verbundene Teil des Ruders. Er nimmt einen Teil der auf das Boot und das Ruder wirkenden Seitenkräfte auf, stabilisiert so die Achse des Ruders und schützt das Ruder davor, gegen einen Fremdkörper zu stoßen, etwa bei Grundberührung.

Der Übergang vom Skeg zum Rumpf ist damit unter Umständen ziemlich hoch belastet und obwohl die eigentliche Befestigung des Skeg über eine dicke Verklebung im Rumpf gewährleistet ist, schadet es sicher nicht, ihm von außen zu stabilisieren. Hat sich auch einer der Voreigner gedacht und eine Manschette darauf laminiert.

  • merkwürdig schlechte Oberfläche am Skeg

Leider war diese Arbeit wirklich unfassbar schlecht ausgeführt, wie die Bilder hoffentlich deutlich dokumentieren. Wenn diese Manschette überhaupt eine Art von Stabilität geboten hat, dann nur dadurch, dass große Mengen Spachtelmasse sich gegen den Rumpf abstützten, nicht aber durch Anhaftung am darunter liegenden Gewebe.

Ich habe also die alten Schichten komplett bis auf den Rumpf bzw. das Gewebe am Skeg abgetragen und neu auflaminiert. Dabei habe ich in zwei Schritten jeweils zwei Lagen 300g und zwei Lagen 165g Glasgewebe über Skeg und Rumpf laminiert und jeweils noch eine Lage um die Vorderseite des Skeg, um das Ganze zu stabilisieren. Die resultierenden acht Verbindungsschichten sind zwar weniger als die zwischen 13 und 20 Schichten, die ich vorher gezählt habe, aber diesmal handelt es sich nicht nur um stabileres Gewebe, sondern auch um Gewebe, das tatsächlich mit Harz getränkt wurde und nebenbei um Epoxy statt Polyesterharz, das per se schon um ein vielfaches fester ist.

Aber: durch diese Arbeiten hing der Skeg ein bisschen hinter dem Rest des Unterwasserschiffes hinterher, und als frei liegendes Laminat musste er gemäß der Vorgaben erst mit Gelshield plus behandelt werden. Als das Boot auf den Trailer umzog, war das Laminat noch offen, Gelshield Plus also der erste Schritt, während auf dem eigentlichen Rumpf schon die erste Schicht Gelshield 200 Aufgetragen war.

Der aktuelle Stand ist, dass ich die nötigen fünf Schichten Gelshield fast auf dem ganzen Rumpf aufgetragen habe. Es fehlt, wie oben beschrieben, noch der Skeg mit dem Ruder und ein paar der Aufstandsflächen. Grundsätzlich ist das Unterwasserschiff jetzt aber wasserdicht und ich kann ohne große Probleme am Freitag in’s Wasser. Wobei, das stimmt nicht. Denn:

Noch sind zwei Rumpfdurchbrüche offen. Zum einen musste endlich der alte Schwinger des Tiefenmessers weichen, der auf Höhe der Toilette an der Steuerbordseite im Winkel von 45° aus dem Rumpf ragte. Der war ein ewiges Ärgernis, weil beim Kranen immer die Möglichkeit bestand, ihn mit dem Gurt abzureißen, was natürlich unglücklich gewesen wäre, wenn das beim Einkranen passiert wäre. Ein Wassereinbruch hätte die Folge sein können. Also weg damit. Dabei ist aufgefallen, wie knapp es war, denn: das Gewinde, das den Sensor von innen hält war schon vom Kopf abgebrochen und der Kopf wurde nur noch von einer (allerdings wirklich festen) Verklebung außen am Rumpf gehalten. Jetzt ist an der Stelle halt erstmal einfach ein Loch, aber ich habe schon in erprobter 3D-Formendruck-und-darin-GFK-Laminat-Methode einen Ring vorbereitet, der nun eingeklebt wird, dort hinein kommt ein Lowrance Temperatursensor (der nochmal eine eigene Geschichte wert ist) und dann ist da hoffentlich Ruhe. Die Teile sind alle schon da.

Etwas spannender wird es achtern, wo der NASAMarine Log Sensor sitzt. Den hatte ich im vergangenen Jahr erst eingebaut und habe das wohl nicht wirklich gut gemacht, jedenfalls hatte ich nach dem Wassern da einen, wenn auch geringen, Wassereinbruch, dem ich von innen mit einer großen Menge Sikaflex zuleibe grückt bin. Das wollte ich diesmal richtig machen und habe deshalb versucht, die Bodenhülse, in der der Sensor sitzt auszubauen. Das wird aber leider nicht gelingen, ohne, dass ich die Manschette zerstören werde, denn die Überwurfmutter sitzt bombenfest, Sikaflex im Gewinde dichtet nicht nur, sondern klebt auch wirklich gut. Weil aber das elektromagnetische Log (also ohne Paddelrad) nicht nur wirklich gut funktioniert, sondern auch noch nagelneu ist, sind Ersatzteile, wie eben diese Bodenhülse, nur schlecht lieferbar, Lieferzeit etwa 30 Werktage. Der Sensor mit Bodenhülse hingegen ist sofort lieferbar. Die Bodenhülse selbst kostet knapp 40€, der Sensor mit allem knapp über 200€, aber ich kann keine sechs Wochen warten (nebenbei: danke Brexit!) und so sollte also ein kompletter Sensor auf dem Weg zu mir sein und zudem irgendwann eine Hülse hier auftauchen. Ich nehme also die Hülse aus dem Sensorpaket, packe irgendwann die neue Bodenhülse wieder hinein und versuche es wieder zu verkaufen, denn niemand braucht zwei Loggeber.

Es sieht also so aus, als ob ich morgen abend (Donnerstag) wirklich so weit sein werde, dass das Boot in’s Wasser kann, aber es wird eine Punktlandung.

Fertig ist es damit aber noch nicht.

Hoffentlich kann ich dann nochmal zwei oder drei Wochen beim benachbarten SVT an Land liegen, um die restlichen Stellen mit Gelshield zu versorgen und mein Coppercoat Antifouling aufzutragen. Ich wage es noch gar nicht zu denken, aber: damit ich das komplett machen kann, wird das Boot zwischendrin einmal umgesetzt werden müssen, der oben schon erwähnten Stützen wegen.

Am Ende sollte es aber hoffentlich die ganze Mühe wert sein, und so viele schöne Segeltage gab es ja leider dieses Jahr auch noch nicht, der Verlust hält sich also in Grenzen.

Die Antares in ihrem Element im vergangenen Jahr

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