manchmal liegen Freud und Leid dicht beieinander. So wie heute. Auf der einen Seite nähert sich die Baustelle „neue Winschen“ ihrem Abschluss, und es wird richtig gut, auf der anderen Seite tut sich eine neue Baustelle auf, die leider ziemlich nervig ist.

Die Winschen zuerst. Ich habe ja schon im Dezember die alten Winschen ausgebaut und mich gewundert, wie, wie soll ich sagen, einfach die alten befestigt waren. Kann ja aber nicht schlecht gewesen sein, wenn es seit 1977 gehalten hat. Aber ich will es natürlich besser machen, also musste ich erstmal ein bisschen Vorarbeit leisten.
Die Winschen sitzen auf den Winschpodesten, eine abgesetzte, runde Fläche auf jeder Seite des Cockpits. Wie auf dem Foto links deutlich zu erkennen ist, ist diese Fläche ein bisschen durchlöchert, weil offenbar zwei verschiedene Winschen über die Zeit hier ihre Zuhause gefunden hatten. Für die neuen jetzt nochmal fünf Löcher zu bohren wäre wenig sinnvoll, dann würde der Winschpodest einem schweizer Käse ähneln und ich hätte vermutlich wirklich langsam bedenken, was die Stabilität angeht.
Der Plan war also: die alten Löcher zuspachteln, drüber laminieren, wieder spachteln, schleifen, Gelcoat auftragen, schleifen, polieren, fertig.
Das war der Schnelldurchlauf, aber im Grunde hat es so funktioniert.






Eine kleine Einschränkung waren die Temperaturen, zum Glück gibt es von West System ein Epoxy System, das auch bei einstelligen Plusgraden schon ganz gut funktioniert. Die eigentliche Auflagefläche der Winsch sollte natürlich möglichst plan sein, damit die auftretenden Kräfte über die ganze Fläche übertragen werden und die Winsch nicht kippeln kann, deshalb hab ich auf das neue GFK recht großzügig aufgespachtelt und dann plan geschliffen bevor mit dem Gelcoat die vorerst letzte Schicht kam. Auch da hieß es dann erstmal wieder viel schleifen. 80er, 180er, 320er, 600er, 1500er, 2000er Papier. Ganz am Schluss hab ich aber doch geschummelt: von Yachticon gibt es eine Sprühfarbe, die optimal auf Gelcoat haftet und auf magische Weise eine hochglänzende Oberfläche ergibt. Auf der werden die Winschen jetzt ihren Platz finden, und 30cm Boot werden auf jeder Seite aussehen, wie frisch aus dem Katalog.
Weil aber das Boot nicht frisch aus dem Katalog ist, gibt es leider auch schlechte Nachrichten: Ich hatte im Herbst ja schon beim Tauchen bemerkt, dass das Ruder Blasen hatte. Die hatte ich gleich nach dem Auskranen aufgeschliffen und siehe da: diesmal war der prägnante Essig Geruch da, es war also echte, aktive Osmose. Allerdings hatte ich da erst noch den Eindruck, das wäre quasi an der Oberfläche, nicht in der Tiefe, denn mein Ruder ist, wie soll ich sagen, interessant aufgebaut:
Von außen nach innen kommen
- Coppercoat
- Gelshield
- Gelcoat (hellblau)
- Glasfaserverbund
- Gelcoat (kräftig blau)
- Glasfaserberbund

Ich bin also davon ausgegangen, dass irgendwann mal irgendwer aus irgendwelchen Gründen über das schon fertige Ruder drüber laminiert hat. Warum? Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung.
Die Blasen, die ich aufgemacht hatte schienen jedoch alle im oberen Glasfaserverbund zu sein, also dachte ich „zuspachteln, Gelshield, Coppercoat drauf und fertig“
Damit wollte ich nun heute anfangen, nebenbei, während oben das Gelcoat aushärtet.
Dann habe ich aber gesehen, dass ich ein paar der Blasen etwas weiter aufmachen musste, dass etwas mehr Wasser raus kam, und irgendwann habe ich dann angefangen, Löcher in das Ruder zu bohren und das brachte das Ruder zum weinen. Damit war klar: der Schaumkern ist, zumindest in der Mitte des Ruders, komplett nass. Ich habe auch ganz unten zwei Löcher gebohrt, da kam auch ein bisschen Wasser raus, aber das war kein Vergleich zu dem hier. Ich habe die Stelle also weiter aufgemacht und mehr Löcher gebohrt, und es kam mehr Wasser heraus. Irgendwann habe ich mir dann einen Kompressor geliehen, und in eines der Löcher Druckluft eingeblasen, und so weiter unten fröhliche Wassermengen herausgepustet. Und das ist für jetzt auch der Plan: ich werde das Ruder so gut wie möglich trocknen (nein, es wird nicht komplett gelingen), die offenen Stellen spachteln und laminieren und das Ding wieder zu machen. Dieses Jahr ist die Zeit für mehr zu knapp, das muss bis zum nächsten Winter warten. Dann kommt das Ruder aber ab und ich denke, ich werde es komplett neu aufbauen.
Buy a boat, it’ll be a gift that keeps on giving.
