Antares

This is recreational sailing, we're not here to suffer

Puh

wo immer ich hin komme, ein bisschen strahlt der Nahme „Sirius“ auf Antares ab und alle halten sie darum für ein ausgesprochen gutes Boot.

Keine Frage, sie ist ein gutes Boot, aber als jemand, der die Arbeit mit GFK bei der Segelfliegerei gelernt hat, ist mir so manches, was ich hier finde schon … schleierhaft. Gut, Gewicht einzusparen ist nicht die erste Regel des Bootsbauers, der Flugzeugbauer hat da andere Vorgaben. Aber so ein paar Dinge stimmen mich schon immer wieder nachdenklich.

die Verschraubung der alten Winsch von unten. Muttern direkt auf Laminat

Gestern habe ich die alten Parat P20 abgebaut und mich doch mal wieder ein bisschen gewundert. Die Winschen sind mit sechs M5 Schrauben montiert (oder war es doch M6? ich weiß es grad nicht genau) und.. ach seht euch das Bild doch einfach an…
Genau, die Bolzen sind einfach durch das Laminat gesteckt und darunter mit Muttern verschraubt. Keine Druckplatte, keine Scheiben, keine Stopmuttern, keine Kontermuttern. Gut, Sikaflex oder sowas.

Auch hier gilt natürlich: was seit fast 50 Jahren hält, kann nicht wirklich schlecht gewesen sein. Aber ein bisschen mehr Sorgfalt ein bisschen mehr Material hätte ich mir schon gewünscht.

der Sicherungsbolzen der defekten Winsch. Den Schlitz musste ich anfräsen, um ihn überhaupt heraus zu bekommen. Ich habe keine Ahnung, wie er rein gekommen ist.

Das war die backbord Seite, dort war die Winsch auch okay und vollständig. Auf der steuerbord Seite hatte ich ja immer wieder Probleme mit der Winsch. Das war auch die Seite, auf der die Winsch mit einem M8 Bolzen in der Winschachse befestigt war. Im April erst war es mir gelungen, diesen Bolzen heraus zu drehen, was deshalb schwer war, weil er so eng im Zentrum der Winsch saß, dass kein Platz für eine normale Nuss war. Zuerst hatte ich es mit einer dünn geschliffenen Nuss versucht, aber das gelang nicht. Erfolgreich war dann, den Sechskantkopf mit Dremel und Diamantfräser einen Schlitz anzufräsen, dann konnte ich ihm mit einem großen Schraubendreher zu Leibe rücken. Als die Winsch draußen und gereinigt war (das hatte sie lange nicht erleben dürfen!) wurde klar: der Aluminiumkörper war zu schwach und die Ausfräsungen, in denen die Sperrklinken saßen waren weitgehend ausgeleiert. Vor allem am oberen Freilauf, der für die Kurbel, war eine Klinke so lose, dass sie sich immer wieder aus dem Alu herausdrücken und verkanten konnte. Dann war die Kurbel fest mit der Winsch verbunden. Nicht gut.

nachdem ich den alten Bolzen gegen einen mit Inbus Kopf ausgetauscht habe lässt sich erahnen, wie eng der Sechskant darin saß

Ich bin die alte Winsch aber dann noch die Saison 2024 lang gefahren und hatte erst darüber nachgedacht, sie reparieren zu lassen. Um das halbwegs ordentlich zu machen, hätte man Aluminium aufschweißen und dann wieder runterfräsen müssen. Am Ende ein Aufwand, den die alten Dinge kaum rechtfertigen. Mit der Zeit ist dann die Entscheidugn gereift, komplett neue Winschen zu verbauen.

Winschen mit einem Kraftverhältnis von 20:1 (d.h. wenn man mit 100N – entsprechend etwa einem 1kg – an der Kurbel zieht, dann werden ca. 2000N – entsprechend 20kg auf die Leine wirken) sind scheinbar relativ selten. Man bekommt viele im Bereich 15 und dann wieder ab 30. Die Ausnahme waren die Andersen 18ST – Kraftverhältnis von 18:1, exakt gleicher Basisdurchmesser und auch ansonsten perfekt passend, dazu selftailing, also quasi mit eingebauter Seilklemme.

Nur eines ließ mich zögern: von Andersen gibt es mit den 28ST fast gleich große Winschen, die aber als zweigang Winschen ausgelegt sind, also mit zwei Untersetzungsverhältnissen, je nachdem, ob man links oder rechts herum an der Kurbel dreht. Sie sind ansonsten fast exakt genau so groß, aber leider signifikant teurer (Liste über 1400€ pro Stück, wo die 18ST bei unter 900 liegt). Zum Glück kam dann diese merkwürdige „Black Week“ (oder, wie SVB sie nennt, „black Chili Week“) und die 28ST waren plötzlich für 960€ zu haben. Das sind zwar immer noch 300€ mehr als der günstigste Anbieter für die 18ST will, aber das war dann schon okay. Also habe ich zwei 28ST bestellt, die auch prompt geliefert wurden – weshalb ich jetzt auch die alten Winschen abmontiert habe.

wie viele Winschen waren hier verbaut?

Zurück dazu: auf der backbord Seite hatte ich die Winsch relativ schnell runter, und habe, außer dem eklatanten Mangel an Beilagscheiben und Kontermuttern, nichts ungewöhnliches gefunden. Auf der steuerbord Seite jedoch..

Überraschenderweise fand ich unter der Parat mehr Löcher im Laminat als ich erwartet hatte. Um genau zu sein: fünf mehr. Soweit ich weiß ist die Sirius 26 mit den Parat P20 ausgeliefert worden, allerdings ist mir früher schonmal aufgefallen, dass die Abdeckung auf der Oberseite der Winsch auf backbord Alu-hell ist, während die steuerbord Seite dunkel eloxiert ist. Zusammen mit dem zweiten Lochkreis entsteht eine mögliche Geschichte: Soweit ich weiß und aus Fotos anderer Sirius 26 erkennen kann, wurden die Boote von der Werft mit den Parat Winschen ausgestattet. Ich gehe davon aus, dass irgendwann die Winsch an Steuerbord kaputt gegangen ist, und der damalige Eigner keinen Ersatz finden konnte (Parat als Hersteller von Winschen scheint schon lange nicht mehr zu existieren, ich konnte im Internet nur wenig darüber finden). Offenbar fand sich aber eine andere, dem Lochkreis nach kleinere Winsch, die zum Einsatz kam, um das Boot überhaupt segelklar zu halten. Später wurde die entweder reparierte oder auf dem Gebrauchtmarkt gefundene Parat mit dem dunklen Schild eingebaut. Die Bohrungen für die iterims-Winsch wurden dabei fachgerecht mit Sikaflex verfüllt.

aber all das soll jetzt ja Vergangenheit sein, die neuen Winschen werde ich so einbauen, wie ich mir das vorstelle. Dazu werde ich das Gelcoat auf den Winschpodesten abschleifen, die alten Bohrlöcher mit Faserspachtel verfüllen, ein paar Lagen Glas drüber laminieren, neues Gelcoat drauf, eine 2mm V4A Platte drunter, sechs M6 Bolzen mit Stoppmuttern rein, fertig. Also – wenn es warm genug ist. Das kann noch dauern.

Die Stellprobe mit den neuen Winschen sieht jedenfalls schon gut aus, der Schoteinlauf ist ein bisschen zu steil, wenn das Probleme macht, lässt sich das über einen höheren Holepunkt ausgleichen, aber alles andere scheint perfekt zu passen. Dass die Winsch insgesamt etwas höher ist als die alte hat auch den Vorteil, dass man jetzt mit der Kurbel besser über das untere Relingseil kommt. Passt!

Weiter Beitrag

Antworten

© 2025 Antares

Thema von Anders Norén

de_DEDE_DE
Cookie Consent Banner by Real Cookie Banner